Historisches
Was aus ältester Zeit über Reurieth bekannt ist:
- 1171 liest man erstmalig von „Rurit“
- 1177 „Rugeriet“
- 1186 „Rugerit“
- 1287 „Rugeriet“
- Später: „Rurit“; „Rugerit“; „Rugerieth“; „Ruriet“; „Ruriht“
- 16.Jh. „Reuriet“
- 17.Jh. „Reurith“
Vermutungen, warum der Ort so genannt wurde:
Silbe. Ru = rauh; rieth = riet = Ried = sumpfiges Gelände "Reurieth" hat also seinen Namen wegen seiner Lage in der sumpfigen Werraniederung mit ihrem rauen Klima bekommen.
Weitere Vermutungen:
Rucha, Rogo; rieth = Sumpf, Sumpfwiese, also Wiese des Rogo "Ein Mann namens Rogo" oder Ruogo war der erste Grundherr in Reurieth.
Die Burg von Reurieth:
Beim Bau der Burg mussten die wenigen Hörigen allerschwerste Arbeit leisten. Ungeheure Steinmassen wurden dazu gebraucht, die sie mit primitiven Werkzeugen brechen und auf dürftigen Wagen bei schlechten Wegen herbei schaffen mussten.
1177 wird die Burg „Wasserburg“ genannt. Wie der Wassergraben um sie geleitet war, weiß man heute nicht mehr. Von der Burg soll sich nach alter Überlieferung über den Burggraben hinweg zum Friedhof eine Zugbrücke befunden haben. Die Burg hatte ehemals vier Türme, zu ihr gehörte auch ein Gut, das die Hörigen durch Rodungen von Wald unter schwersten Bedingungen hatten schaffen müssen und dann zu bewirtschaften hatten. Die Herren der Burg nannten sich „Milites de Ruryet“.
Die Burg war sehr günstig gelegen, denn durch das Werratal führte eine alte verkehrsreiche Würzburger Handelsstraße, die eine wichtige Verbindung zwischen Süden und Norden darstellte und über Reurieth – Trostadt – Grimmelshausen usw. führte und durch das Zeilbachtal gelangte man über Zeilfeld – Römhild weiter in das Land der Franken hinein. So konnten die „Ritter von Rugerit“ den gesamten Verkehr überwachen.
Siegritz
Was aus ältester Zeit über Siegritz bekannt ist:
Siegritz ist eine rein fränkische Siedlung. (Die Endsilbe „itz“ lässt zwar eine Slawensiedlung schließen, die sie aber nicht ist.) 1181 wird der Ort „villa Sigehartes“ genannt. Er hat seinen Namen nach dem Gründer „Sighart“ bekommen, der den ersten Hof dort hatte. Durch lautliche Veränderungen hat sich der Ortsname „Siegritz“ gebildet.
Trostadt
Was aus ältester Zeit über Trostadt bekannt ist:
Es ist eine alte Siedlung, die schon 795 urkundlich als „Truosnastete“ erwähnt wird, und Eigentum des Stiftes Fulda war. Später wird der Ort auch als „Trosnestati“, „Trossestatt“, „Troistat“, „Drostat“, „Troystat“, und (im Volksmund noch heute) Troscht und Troast bezeichnet.
Vermutungen, warum der Ort so genannt wurde:
Chronisten vermuten: Das dortige Kloster wurde 1176 zum Trost für die Nonnen gebaut, die 1175 durch den großen Brand von Kloster Veßra obdachlos geworden waren. Indessen findet sich nirgends dafür ein Anhalt. Auch die Tatsache, dass dem Kloster zuerst der Name „Neuzell“ gegeben wurde, entkräftet diese Annahme. Weitere Vermutungen: Der Name „Trostadt“ leitet sich von „Drossel“ her in der Bedeutung von Einschnürung oder Kerbtal als Stätte am tiefen Tal.
Das alte Chorfrauenstift Trostadt:
Es war eine Tochtergründung des weltberühmten Prämonstratenser Chorherrenstiftes Veßra und seine Geschichte aufs Engste mit der Geschichte des Mutterklosters verbunden. Der Prämonstratenserorden wurde 1120 durch Norbert von Xanten (1082-1134) gestiftet.
Ihm gelang es, den Grafen Gotebold (Gotebald) von Henneberg, Burggrafen von „Würzburg“ zu beeinflussen, dass dieser 1131 (Die beiden waren kurz vorher in Würzburg zusammengetroffen.) in Veßra ein Chorherrenstift gründete, dessen Aufgabe die Seelsorge, die Pflege des gemeinsamen Chorgebetes, die Ausübung der Liturgie beim Gottesdienst besonders aber die Gründung und Führung von Kleriker- und Stiftsschulen war.
Nach der großen Feuerbrunst 1175 in Kloster Veßra wurde dort nicht wieder ein Doppelstift errichtet. Die Nonnen zogen nach Trostadt, wo für sie 1176 die Gräfin Bertha, die Gemahlin des Grafen Berthold VI., ein Frauenstift bauen ließ, um später als Witwe bei den „andächtigen Nonnen“ für den Rest ihres Lebens zu wohnen. Dreizehn Jahre hat sie unter ihnen gelebt, und sie wurde wie auch ihre Tochter Luitgard auf dem Klosterfriedhof zu Trostadt begraben. Dieser Friedhof befand sich an dem von Trostadt nach Grimmelshausen führenden Weg auf der linken Seite. Bei Waldarbeiten wurden dort Gebeine gefunden.
Das Frauenkloster, dessen Bau 1176 begonnen worden war, wurde am 19.8.1182 durch den Bischof Hermann von Münster, einem Verwandten der Henneberger, geweiht. Die Äbte von Fulda gaben 1176 den mächtigen Grafen von Henneberg, um sich deren Schutz zu versichern, Trostadt und andere an hennebergischen Besitz grenzende Güter zum Tausch zu Lehen.
Es ist kein Anhalt für die Vermutung gegeben, dass zwischen Kloster Trostadt und Kloster Veßra ein unterirdischer Gang vorhanden war.
Die Aufgaben der Nonnen im Kloster Trostadt:
Ihre Aufgaben waren die gleichen, wie sie der Prämonstratenserorden seinen Angehörigen allgemein vorschrieb. In vorbildlicher Gemeinschaftsarbeit erzogen und unterwiesen sie die Töchter des Adels wie des einfachen Volkes, obwohl damals kein Schulzwang bestand. Dazu bewirtschafteten sie das mit dem Kloster verbundene Gut, arbeiteten in den Ställen und Gärten wie auf dem Feld, betrieben Geflügelzucht, kultivierten Äcker und Wiesen der Umgebung, spannen Wolle, nähten, strickten, machten freie Handarbeiten, hatten Fischteiche usw..
So kam es, dass der Reichtum des Klosters immer größer wurde. Diesen Reichtum machten sich die Grafen von Henneberg, bei denen große Geldknappheit herrschte, zunutze. Sie borgten vom Kloster Geld, zahlte es aber in bar selten zurück. Meistens beantworteten sie die Klagen der Pröbste mit Entschädigungsversicherungen oder Gütern oder Einkünften aus solchen. So schenkte Berthold VII. dem Kloster Trostadt 1321eine jährliche Einkunft von zehn Malter Hafer zu Jüchsen und Rodach als Ersatz für den von seinem Sohn Heinrich dem Kloster zugefügten Schaden mit der Bedingung, dass das Getreide nur zur Verbesserung des Klosterbieres zu verwenden sei.
Das Bier brauten aber die Nonnen nicht nur für den eigenen Bedarf, sondern das Kloster war eine vielbesuchte Herberge, in der täglich Handelsherren und Fuhrknechte, Ritter und Mönche einkehrten, denn es lag an der verkehrsreichen Würzburger Handelsstraße, die eine wichtige Verbindung zwischen Norden und Süden darstellte.
Die Nonnen von Trostadt brachten sich vor dem Bauernkrieg in der Bertholdsburg zu Schleusingen in Sicherheit. Obwohl das Kloster Trostadt unbehelligt blieb, wollten die Nonnen nicht wieder nach Trostadt zurückkehren.
Als dann im Markgräflerkrieg (1553/ 54) die beiden Klöster Veßra und Trostadt übel heimgesucht wurden, hob sie ihr Schutzvogt, der Fürstgraf Wilhelm von Henneberg, auf.